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Kiiminkijoki-Kanutour Finnland Juli 2024

Wildfluss-Abenteuer-Gepäckfahrt auf dem Kiiminkijoki in Finnland.
Es war eine großartige Kanutour über 182km. Vom Start im Zahmwasser über
etliche Stromschnellen WW I-III bis hin zu coolen Biwakplätzen mit Feuerholz,
ließen die Kanutour zu einem tollen Erlebnis werden!


 

Die Anreise:
Von Bremen aus fuhren wir über die Brücken (Kleiner Belt, Großer Belt, Öresundbrücke)
nach Schweden. Die Kosten für die einfache Fahrt lagen 2024 bei 105 € für die Brücken.
Wir wählten die Fahrt auf dem Landweg, da wir unabhängig von den Warte -und Abfahrzeiten an den
Fähren sein wollten. Der Weg über die Brücken ist zwar weit über 100km länger, aber letztendlich für uns der
schnellste Weg nach Schweden. Am ersten Tag legten wir 1310km bis zum Hotel nach Uppsala zurück.


Am zweiten Tag fuhren wir etwa 1000km über die E4 bis Kemi in Finnland.
Die Autobahn/Schnellstraße ist von Dänemark bis Gävle mit je 2 Fahrspuren gut ausgebaut.
Von Gävle bis nach Finnland hat die E4 überwiegend insgesamt 3 Fahrspuren für beide Richtungen.
Somit gibt es im Wechsel immer wieder die Möglichkeit langsam fahrende Fahrzeuge zu überholen.
Auf der Strecke darf häufig 110km/h gefahren werden, somit kamen wir ordentlich voran und fuhren
einen Schnitt von 100km pro Stunde heraus! An der Strecke stehen unzählige feste Blitzer
(in den 70er und 90er Zonen), die aber vorher angekündigt werden ;-)



Eigentlich wollten wir am 2ten Tag bis zum Kiiminkijoki in Haukipudas fahren, da wir dort aber kurzfristig
kein bezahlbares Hotel mehr bekamen, checkten wir in einem Hostel in Kemi ein
(Das seine besten Zeiten längst hinter sich hatte, eine überteuerte Schrottbude).
Die letzten 100km zum Taxiunternehmen fuhren wir am darauffolgendem Morgen.
Bremen - Haukipudas 2310km. Die Strecke ist in zwei Tagen zu schaffen, mit 2 Fahrern bei zügiger Fahrweise ;-)



Pünktlich morgens um 10.00 saßen wir im vorab gebuchten Taxi und fuhren von Haukipudas
zum Startpunkt in Puolanka. Die Strecke beträgt etwa 135km, dafür zahlten wir 270 Euro,
ja...preiswert ist das nicht, aber für eine großartige Wildflusstour nehmen wir das gerne in Kauf!
Die Taxipreise in Finnland sind festgelegt und richten sich nach der Personenzahl die befördert wird.
Es ist also egal ob die Beförderung mit einem kleinen Kombi oder im größeren Sprinter stattfindet.
Wir buchten konsequenterweise ein großes Fahrzeug, viel Platz und bequemes Sitzen!
Die Kommunikation mit dem Unternehmen lief zuvor auf sehr freundliche Weise per Email ab.



Der Taxifahrer setzte uns an einer Schranke etwa 100m vor dem See ab. Kurz nach der Ankunft bremste uns
ein kurzer Regenschauer etwas aus, den wir bestens in der Biwakhütte überstanden.

Anschließend baute Heiko das Kanu auf und ich kaufte noch ein paar Kleinigkeiten im Supermarkt ein.
Im Ort ist alles mögliche zu erhalten, es gibt gut sortierte Shops bis hin zur Benzinkettensäge ;-)
Die brauchten wir nicht :-) Wir hatten eine kleine Säge, ein kleines Beil und eine Machete im Gepäck.


Mittags starteten wir in Puolanka. T-Shirt-Wetter bis zum Schluss der Tour, großartig! Auch nachts wurde es
nicht mehr richtig kalt, ein einfacher Schlafsack war völlig ausreichend.
In den ersten Tagen war es z.T. noch etwas grau am Himmel, es wurde im Laufe der Zeit immer
sommerlicher mit Temperaturen bis 28°c, fantastisch, der finnische Sommer war da :-)



Unser Ziel für den Nachmittag war ein 20km entfernt liegender Biwakplatz an der
IIIer Stromschnelle Kalliuskoski. Eine schöne ruhige Strecke zum Einpaddeln, mit den ersten
leichten Stromschnellen. Das Wasser des Kiiminkijokis ist nach allem was ich erlesen konnte sehr sauber,
aber moorig. Daher sind die vielen Steine im Flussbett kaum sichtbar und stellen
vor allem im Fließbereich eine Gefahr da bzw. es entstehen somit unvermeidbare Rumpfkontakte.



Es liegen z.T. viele Steine im Flussbett,
etliche Steine knapp unter der Wasseroberfläche und kaum sichtbar.


 

Mitten in der Kalliuskoski-WW III - Stelle befindet sich der einzige Teil den wir nicht gefahren sind.
Diese Stufe war für ein beladenes Gepäckboot doch etwas zu riskant. Die Fotos geben das nicht richtig her, in der
Realität war das beeindruckender anzusehen, etwa 1,50m hoch.



Mitten in der WW-Stelle befindet sich links der Biwakplatz, es passte also dort auszusetzen.


An den ersten Biwakplätzen lag immer ausreichend Feuerholz und eine Axt, klasse!



Morgens begrüßte uns ein ideales Paddelwetter. Die Einsetzstelle lag etwas unterhalb der Hütte.


Angeblich befinden sich 70 Stromschnellen auf dem Fluss, gefühlt waren es aber mehr :-).
Das hat ordentlich Spaß gemacht. Es gibt ein paar WW-Stellen die vor der Befahrung besichtigt werden sollten.



Es wurde teilweise doch recht wild auf dem Fluss, wir genossen das :-)


Der Kiiminkijoki ist eine vielseitige, naturnahe Wanderroute.
Der Fluss ist Teil des internationalen "Projekt Aqua" - Schutzprogramm.



Die Strecke teilt sich in 90% Fluss -und 10% Seenpaddeln auf, das gefiel uns bestens!


Auch wenn es sehr viele Fließstrecken gibt, müssen die meisten Kilometer ordentlich gepaddelt werden.


Eine wichtige Anmerkung: Der Fluss fließt von Ost nach West durch Mittelfinnland.
Es befinden sich viele Ferienhäuser am Fluss bzw. Privatgrundstücke die logischerweise nicht betreten werden dürfen!
Das heißt...überall dort wo sich Anleger etc. befinden, ist kein Biwakplatz! Die sind fast immer
ausgeschildert und trotzdem nicht einfach zu finden, an zwei Stellen lagen die Schilder auf dem Boden.
Es gab auch Biwakplätze, die wir nicht auffinden konnten oder die mitten in den Stromschnellen lagen!
Aufgrund der sehr dichten oder sumpfigen Ufervegetation ist es nahezu unmöglich in der Wildnis zu übernachten!
Daher ist zu empfehlen die Biwakplätze aufzusuchen!



An dieser etwas zurückliegenden Biwakhütte lag das Hinweisschild abgebrochen auf dem Boden.
Es bot sich an in der tollen Hütte zu übernachten. Wir fanden zweimal ein umgefallenes Schild,
das wir wieder aufstellten.


 

Moskitos: In der ersten Tagen nervten die Stechbiester am Ufer und im Lager ziemlich, Autan hilft aber!
Mit zunehmender sommerlicher Wärme nahm die Zahl der Angriffe aber deutlich ab und wir konnten ohne
Schutz am Lager sitzen!



Die Strecke ist insgesamt sehr abwechslungsreich und spannend. Es gibt natürlich auch ruhige Flussabschnitte.


Hier ein Hinweisschild, das auf einen Biwakplatz und auf eine Stromschnelle hinweist.
Die Biwakplätze wurden für Kanuten und Angler angelegt.



Mittagspause an einer Biwakhütte, sehr schön am Fluss gelegen.


Ruhige Stellen wechseln sich immer wieder mit WW-Stellen ab, prima :-)


Pure Paddelfreude mit höchster Konzentration bei hoher Fließgeschwindigkeit.
Viele nicht erkennbare Steine liegen im Flussbett, an denen schnell die Überwasserfahrt enden kann ;-)



Genau das wollten wir, mit Gepäck durch Wildwasser paddeln :-)


Es kam auch vor, dass wir mitten in einer Stromschnelle auf einen Stein liefen, dann heißt es...
schnell reagieren und zeitweise mussten wir auch das Kanu verlassen um weiter zu kommen.
Auch das Risiko dabei zu kentern war stets gegeben. Die meisten WW-Stellen konnten wir aber durchfahren.



Auf ruhigen Flussabschnitten hielten wir immer wieder Ausschau nach einem Übernachtungsplatz,
das gaben wir dann relativ schnell auf und paddelten gezielt die Biwakplätze an.



Der einzige Biwakplatz an einem Sandstrand, Feuerholz mussten wir dort sammeln.
Der Platz wurde auch von ein paar wenigen Kindern aus dem Dorf zum Baden benutzt und von
Leuten die ihre Hunde dorthin ausführten. Eigentlich meiden wir solche Plätze, aber an dem Abend
blieb uns keine andere Wahl :-(



Früh morgens paddelten wir weiter bevor das Köterwettlaufen begann.


Mittags erreichten wir einen Ausstiegplatz an einer Stromschnelle. Den dazugehörigen und sehr schön gelegenen Biwakplatz sahen wir erst später, der war vorab für uns nicht ersichtlich.


An dieser Stelle dachte ich: "Geile Wildflussfahrt, macht das Spaß" :-)


Nach einem langen Paddeltag erreichten wir einen tollen Platz...


...ein fantastischer Biwakplatz auf einer Insel an der Stromschnelle Koitelin.
Hier war ein bisschen was los, da sich auf der Insel ein Imbiss und ein paar Grillplätze befanden.
Bier gab es dort aber nicht zu kaufen :-(


Für den Abend hatten wir etwas Rotwein dabei, auch lecker!


Nach dem ersten Glas Wein inspizierte ich noch die Stromschnelle, durch die wir am kommenden Morgen
fahren wollten. WWW III und die höchste Fließgeschwindigkeit am Kiiminkijoki. Unter der Fußgängerbrücke
lag ein fieser großer Stein, dem wir ausweichen mussten, somit war vorab für etwas Aufregung gesorgt  ;-)



Erstmals verstauten wir unser Gepäck so richtig wildwassertauglich, bei einer Kenterung wäre ggf. nichts mehr verrutscht. Ich bin da sonst etwas nachlässig und mache das nur minimalistisch wenn ich sehe das wir überall heil durchkommen werden ;-) aber als ich neben der WW-Stelle stand, dachte ich nur...Kai ich glaube wir packen das Kanu morgen vernünftig :-) anschließend ging ich zurück zum Lager und wir tranken noch ein Glas Rotwein :-)


Möglich wäre auch die Fahrt durch den breiteren linken Hauptarm, der aber beinhaltet eine Stufe
die bewältigt werden muss, irgendwie machbar, aber nicht so spannend. Wir entschieden uns
für die eindeutig wildere Variante, den schnellfließenden und schmalen rechten Flussarm.



...es war spannend, an den Steinen kamen wir vorbei. Danach erwischte uns eine Walze und das Kanu war voller Wasser, lief aber durch die Lenzöffnung schnell wieder ab.


Nachdem der Spaß vorüber war, paddelten wir weiter durch die tolle wilde Flusslandschaft.


Wir hatten im Boot vier 5 Liter Kanister Trinkwasser verstaut und einen Wasserfilter dabei.
Das gefilterte Wasser nahmen wir für unseren Tee/Kaffee und zum Kochen.
Irgendwelche Einleitungen von Schmutzwasser sahen wir nicht, auch wirkte die
gesamte Uferregion sehr sauber, nirgends lag Abfall etc.
Was für ein Unterschied zu unseren Touren in Südosteuropa ;-)



Auf der gesamten Tour sahen wir keine weiteren Gepäckpaddler. An einer Stelle trafen wir auf
eine Gruppe Kajakfahrer die das Stromschnellen fahren übten und
einen netten Guide, mit dem wir uns eine Weile unterhielten und der uns noch ein paar Tipps für den Fluss gab.



In der gesamten Region ist touristisch sehr wenig los. Mit Wohnmobilen etc. ist es auch naturbedingt nicht
möglich am Fluss zu stehen, sehr schön! :-)



Es gibt an der Strecke nicht viele Möglichkeit einzukaufen. Die erste brauchbare Möglichkeit
 besteht beim S-Market Ylikiiminki, der ist gut sortiert und liegt nur ein paar Hundert Meter vom Ufer entfernt.



In den Stromschnellen wurde das Kanu ab und an geflutet.
Die Ostsee naht, das Flussbett wurde breiter.



Bis kurz vor Haukipudas gibt es immer wieder kleine Stromschnellen, kurz vorher sogar die Längste
der gesamten Tour, sowie auch längere ruhige Flussabschnitte. 


  

Nach 182km hatten wir unser Ziel erreicht. Shelter/Biwakplatz "Myllysaari Lean to Shelter".
Der perfekte Platz um noch einmal am Fluss zu übernachten :-)
Für den kommenden Morgen orderten wir ein Taxi das uns zurück zu unserem PKW brachte, das
beim Taxiunternehmen geparkt war. Das Taxi konnte bis auf etwa 300m an den Shelter heranfahren.



Bis zum Bottnischen Meerbusen wären es zwar nur noch 4km gewesen, aber wir entschieden uns abends bei einem Glas Wein, die Tour hier zu beenden, das war stimmig. Das Equipment war trocken und wir konnten es
somit gut und sauber verpacken. Außerdem war die Reise hier nicht beendet, es waren noch ein paar
Wandertage eingeplant. Die Tagestemperaturen lagen mittlerweile bei 26-28°C, es war traumhaft! 



Auf anspruchsvolleren Wildflusstouren wird auch das Material mehr belastet, diesmal war ein Paddel überfordert ;-)
Ein Original-Gumotex-Paddel (5 Jahre alt), verzogen, weich...fertig! Da kann ich gut mit leben. Meine deutlich teureren Holzpaddel nehme ich erst gar nicht mit auf solche Abenteuer, die werden hier geschreddert.



Anmerkungen und links:
Auf folgender Website ist eine Beschreibung der Tour zu finden, allerdings steht die schon sehr lange im Netz und
die Kilometrierung und Angaben der Biwakplätze stimmen nicht so ganz.
Wir sind den Fluss mit GPS gepaddelt und kamen auf 186km.
Es ist nicht möglich die Ideallinie zu paddeln, es ist ein Wildfluss mit Steinen, Untiefen ect.
http://www.finland.de/paddelrouten/ oben links Kiiminkijoki anklicken.

Hier gibt es weitere Infos:
https://www.canoeguide.net/kanutouren-alle-laender/finland/fin-02-oulu/344-fin-02-001

Mir liegt eine relativ aktuelle PDF in englisch mit Karte und Infos vor. Ich kann die bei Bedarf per Mail weiter leiten!

Fazit:
Für uns ausschlaggebend war, einen unregulierten Wildfluss zu paddeln der nicht durch Verbauungen, Wehre usw.
eingeschränkt ist. Dieser Fluss kann nahezu ohne Portagen bis zur Ostsee durch gepaddelt werden.
Leider haben solche Flüsse in Europa einen Seltenheitswert. In Skandinavien gibt es
noch ein paar davon.

Es wird auch noch ein Video auf YouTube der Tour veröffentlicht!

 

Mentalität der Finnen:
Sie sind meist schweigsam und wirken eher introvertiert. Viel Gerede gehört nicht zum finnischen Naturell.
Wir trafen auch auf neugierige und kommunikative Finnen na klar...aber es ist schon auffällig
das sie sich eher zurück halten.

Wir haben während der Reise über eine Wildfluss-Kanu-Tour für den Sommer 2025 nachgedacht.
Die vorläufigen Planungen sehen vor, wieder in den Norden zu fahren :-)
Aber wohin uns der Weg genau führen wird... bleibt vorerst offen ;-)